Premierenkritik Grenzecho (22.11.2013)
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Uraufführung: Kachelmann, Wulff, Tebartz van Elst thematisiert - spannendes Zweipersonenstück im "K"

"Was wahr war" und wie man es darstellt
 
"Es geht um die Wahrheit", sagt die Journalistin Simone Wiegand (Eva Weissenböck). Ja, es ist die Wahrheit eines in der Jugend verübten Verbrechens, das Caféhausunternehmerin Evelyn Schönfeld (Mona Creutzer) zum Verhängnis wird. "Was wahr war" ist ein Stück über ein dunkles Geheimnis und wirft die Frage auf, was Journalisten letztlich tun dürfen oder ob es möglicherweise Grenzen gibt. Am Freitag feierte das Stück von Michael Engler im Aachener TheaterK seine Uraufführung.
 
Mit dem gesamtem Repertoire eines brillanten Interviewers
 
Moderator Jörg Kachelmann, Bundespräsident Christian Wulff und der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz van Elst sind Menschen, über die Medien ein bestimmtes Bild vermittelt haben und so letztlich die Beurteilung durch die Öffentlichkeit maßgeblich bestimmt haben. Investigative Journalisten haben hier recherchiert und Fakten und Meinungen publiziert. Investigativ arbeitet auch Simone Wiegand. Auf der Beerdigung des Vaters lauert sie scheinbar als Reporterin eines Klatschmagazins der Unternehmerin auf. Mit einer hochprofessionellen Gesprächstechnik, mit präziser Vorfeldrecherche, mit Spiegelungen, Konfrontationen und dem gesamtem Repertoire eines brillanten Interviewers gelingt es ihr, das Vertrauen der Keksbäckerin und Millionärin zu gewinnen und so das Geheimnis zu lüften.
 
Evelyn Schönfeld ist zunächst ebenbürtige Gegnerin, die sich herauszuwinden versucht und Wiegand mit lukrativen PR-Jobs zu locken sucht, sich aber dann geschlagen gegen muss und mit bitten und flehen die Enthüllungsgeschichte abzuwenden versucht.
 
Doch es bleibt die Frage: Was ist die Wahrheit hinter der Wahrheit? Schauspielerisch hat sich in diesem Zweipersonenstück mit Mona Creutzer und Eva Weissenböck das ideale Paar gefunden. Mit unglaublicher Präzision und Glaubwürdigkeit agieren die perfekt eingespielten Partnerinnen miteinander.
 
Nachdenken über die Wirkweise von Medien
 
Gestik, Mimik und Agieren der beiden Theater K-Urgesteine sind ideal aufeinander eingestimmt. Einfach und kreativ gestaltet ist auch das Bühnenbild. Herbstlaub liegt auf der Bühne und gut fotografierte Bilder des Friedhofes, des ehemaligen Wohnhauses und der alten Schule, die teilweise die Illusion von Dreidimensionalität hervorrufen sind auf die Stoffwände projiziert.
 
Alles in allem ist "Was wahr war" ein spannendes Stück, welches den Zuschauer und besonders auch den beobachtenden Journalisten zum Nachdenken über die Wirkweise von Medien anregt aber letztlich keine Lösung anbietet. Die hat der Zuschauer selbst zu suchen. Langer Applaus für ein dichtes uns hochspannendes Stück hochaktuelles Theater. (red)
 
Klaus Schlupp