Premierenkritik Klenkes (12.2013)
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Trügerischer Schein: "Was wahr war"

Das Theater K zeigt mit der Uraufführung "Was wahr war" von Michael Engler ein spannendes Kreuzverhör um Wahrheit, Lügen und Sensationsgier.
 
Eine Journalistin der "Top Aktuel", Simone Wiegand (Evelyn Weissenböck), fängt die erfolgreiche Kaffeehausunternehmerin, Evelyn Schönfeld (Mona Creutzer), nach der Beerdigung des Vaters in ihrer Heimatstadt ab. Sie vermutet hinter der geheimnisvollen Fassade der Prominenten die Story ihres Lebens.
 
Mehr oder weniger freiwillig gibt diese der perfiden Journalistin Vertrauliches aus ihrer Jugend preis. Beide lügen, taktieren, unterstellen und verletzen. Beiden geht es um Macht und Wahrheit; Simone um die vermeintlich objektive und Evelyn um die eigene Wahrheit. Sie gefallen sich zeitweise in dieser Arena. Doch nach und nach zieht sich im beidseitigen Kreuzverhör die Schlinge um Evelyns Hals immer enger zusammen, bis die schließlich im fünften Akt ein dramatisches Geständnis ablegt.
 
Viele Wahrheiten
 
Die Foto-Projektionen auf den Bühnenwänden begleiten den Dialog der Frauen in abwechselnden Motiven und lassen die Zuschauer in die Lebensgeschichte der Evelyn Schönfeld abtauchen. Klar wird, es gibt viele Wahrheiten zu ein und demselben Geschehnis, denn jede Erinnerung ist selektiv und subjektiv und Wörter sind trügerisch und nie eindeutig.
 
Evelyn (sic) Weissenböck überzeugt als selbstgerechte, durchtriebene, sensationsgeile Paparazza, die ihre Beute immer fest im Blick hält. Auch Mona Creutzer mimt erfolgreich eine leicht überkandidelte, zerbrechliche, unglückliche, aber erfolgreiche Geschäftsfrau, die es allen beweisen musste und sich dabei aus den Augen verloren hat; beide sind gefangen in ihren Lebensgeschichten. Ein packendes Stück, klar und spannend inszeniert, gut besetzt und gespielt, sehenswert, nicht nur für Frauen.
emw